Von den verschiedenen Haltungsformen der Rassetauben ist die Haltung auf Rosten sicher eine der geschichtlich jüngsten und im Zunehmen begriffenen. Man findet sie oft in den modernen, mikroklimatisch sehr taubengerechten Offenfrontschlägen und den dazu gehörenden Volieren. Sie ist sozusagen eine Kompensation der gegen den Willen der Züchter eingeschränkten Freiflughaltung und bietet zudem einige Vorteile.
Vorteile der Rostehaltung
Zunächst ist da die Zeitersparnis zu nennen, da die Böden nicht täglich gereinigt werden müssen, weil der Kot und die Federn durch die Roste fallen. Mit den Rosten ist ein Sinken des allgemeinen, in jedem Bestand vorhandenen Infektionsdrucks durch die verschiedenen Erreger verbunden. Das zahlt sich in Gesundheit, Wohlbefinden und Fruchtbarkeit der Tauben spürbar aus.
In der Mauserzeit im Herbst, wenn die Konturfedern oder im Winter, wenn die Daunen fallen, bilden die Roste einen idealen Federfang, der Verunreinigung in der Umgebung der Zuchtanlage drastisch mindert.
Besondere, nicht hoch genug zu schätzende Vorteile ergeben sich für die Haltung von belatschten Tauben. Durch Roste sinken die Verschmutzung und das Abbrechen von Latschenfedern deutlich. Ähnlich verhält es sich bei Taubenrassen mit Senkflügeln, bei denen die Handschwingen keine Kotränder mehr ansetzen. Und so verringert sich der Pflegeaufwand spürbar.
Es evrsteht sich aber von selbst, dass den Tauben Steine, Grit, grünzeug und Taubenstein zur Verfügung gestellt wird. Dazu lassen sich in den Volieren Futtertische aufbauen, die mit dem Schaber leicht zu reinigen sind. Sie tragen auch zur Vermeidung herabfallenden Futters bei. Auch das Spritzwasser beim Baden der Tauben kann sich bei den Rosten nicht negativ auswirken.
Arten der Roste
Im Gebrauch sind zwei Arten von Rosten. Am häufigsten werden Gitterroste verwendet, auf denen sich die Tauben uneingeschränkt bewegen können, egal wie lang die Zehen sind. Allerdings sollten die Gitter in der Weite den gehaltenen Tauben schon angepasst werden.
Ausserdem sind Lattenroste im Gebrauch. Bei breiten Latten bleibt viel Kot hängen. Bei schmalen Latten und zu weiten Zwischenräumen zeigen sich doch Einschränkungen beim Laufen. In diesem Fall kann es auch zu Verrenkungen kommen, wenn die Tauben mit den Läufen zwischen die Roste rutschen und hängen bleiben. Das ist besonders bei belatschten Rassen eine Gefahr.
In einem Experiment wurden Tauben in einer Haltung Gitter- und Lattenroste zur Auswahl angeboten. Der Aufenthalt auf den Gitterrosten wurde eindeutig bevorzugt. Als Material der Roste kommen Metall, Plaste und Holz infrage. Holzroste haben den Nachteil, dass sich auf ihnen Mikrofloren von Erregern bilden können und ihre Haltbarkeitsdauer bei nicht überdachten Volieren kürzer ist. Dafür haben sie den Vorteil, leichter zu heben zu sein. Plaste- und Metallroste lassen sich, wenn nötig, mit dem Wasserstrahl leicht reinigen. Das ist aber nur sehr selten erforderlich. Viele Züchterverwenden die für Industriebauten gefertigten Metallroste, die ohne viel Stützmaterial auskommen, aber eben recht schwer und recht teuer im Anschaffungspreis sind.
Wie hoch die Roste gelagert werden, hängt von den räumlichen Gegebenheiten und der Bereitschaft des Halters zum Reinemachen ab. Jedenfalls sollten die Roste so hoch über dem Boden liegen, dass ihn die Tauben bei Durchstecken des Kopfes nicht erreichen können. Das versuchen sie nämlich gern, wenn bei nicht überdachten Volieren Pflanzen spriessen oder Regenwürmer Kotkugeln produziert haben, die der Huminsäuren wegen von den Tauben gern aufgenommen werden.
Pflegemassnahmen
Bei allen Vorteilen der Haltung von Tauben auf Rosten, geht es nicht ganz ohne Pflegeaufwand. Dabei ist zwischen Aufwand an dr Anlage und an den Tauben zu unterscheiden.
Ohne mehrmalige Generalreinigung des Untergrunds pro Jahr, egal ob betoniert oder Naturboden, sollte keine Rostehaltung betrieben werden. Hohe Kot- und Federschichten bieten keinerlei Vorteile. Bei nicht überdachten Volieren mit Naturboden als Untergrund "verarbeiten" die Bodenorganismen einen grossen Teil des Kotes, so dass man zumeist nur unter den Lauf- und Sitzbrettern Dreck kratzen muss. Sind Futtertische vorhanden, so sind diese regelmässig zu reinigen.
Da sich durch die Rostehaltung die Krallen der Zehen weniger abnutzen, ist der Krallenpflege besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Diese werden im toten Hornteil schäg mit einer Nagelschere eingekürzt. Dabei wird man bei schweren Rassen eine bemerkens- und wünschenswerte Feststellung machen können: Fussballenverdickungen werden selten!
Nachbemerkung
Für alle anderen Gattungen des Rassegeflügels (Puten, Enten, Gänse und Hühner) ist eine Haltung auf Rosten aus Gründen des Tierschutzes abzulehnen.
Bericht von Prof. Dr. Joachim Schille