Viele Impfungen beim Geflügel, z.B. auch die gesetzlich vorgeschriebene Impfung von Hühnern gegen die Newcastle Krankheit (ND, atypische Geflügelpest), gegen infektiöse Bronchitis oder gegen die Gumboro - Krankheit, können mit Lebendimpfstoffen über das Trinkwasser, als Spray, Augen- oder Nasentropfimpfung verabreicht werden.
Nach der Tierimpfstoffverordnung vom 24.10.2006 dürfen Impfungen nur vom Tierarzt oder einer beauftragten Person, die gewerbs- oder berufsmäßig Tiere hält, durchgeführt werden. Dabei sind be- stimmte Auflagen für die Abgabe des Impfstoffes vom betreuenden Tierarzt an den Halter zu beachten und genaue Aufzeichnungen über die Anwendung zu führen.
Die Impfung über das Trinkwasser ist in der technischen Durchführung besonders anspruchsvoll, da für eine erfolgreiche Impfung eine ganze Reihe von Anforderungen zu erfüllen sind. Für die Durchführung von Trinkwasserimpfungen sollten folgende Gerätschaften bereitgehalten werden, die ausschließlich zu diesem Zweck verwendet werden:
° Ein ca. 10 l fassendes Plastikgefäß
° Ein Meßbecher
° Ein Schneebesen zum Durchmischen der Impfstofflösung
° Ein Öffner für die Impfstoffflaschen
° Magermilchpulver oder Magermilch
° ggf. Einmalhandschuhe, Mund- und Augenschutz
Folgende Vorgehensweise ist für eine erfolgreiche Impfung über das Trinkwasser zu empfehlen:
° Es sollen nur völlig gesunde Tiere geimpft werden
° Alle zu impfenden Tiere sollten während der Impfaktion aufgestallt sein
° Das verwendete Wasser muß Trinkwasserqualität haben
° Die Tränken sollten vor der Impfung sorgfältig gereinigt werden
° Die Tiere sollten vor der Impfung 1-2 je nach Aussentemperatur) dursten
Vorbereitung der Impfstofflösung:
° Benötigte Wassermenge entsprechend dem Alter und der Anzahl der zu Impfenden Tiere für 1,5-2 Stunden Dauer berechnen (Anhaltspunkt: 100 Hühner mit einem Gewicht von ca. 1,5 kg und einem Alter ab 20 Wochen benötigen ca. 5 l Wasser in 2 Stunden, bei jüngeren, leichteren oder schwereren Rassen Wassermenge entsprechend anpassen, i.d.R. soll während der Impfung ein Fünftel der Tagestrinkwasser- menge verwendet werden)
° Zur Stabilisierung der Impfstofflösung und zur Neutralisierung evtl. enthaltener unerwünschter Stoffe wie Nitrite, Nitrate, Schwermetalle, von Chlor, Eisen oder Kupfer etc. Zusatz von Magermilchpulver (2 g je 1 l Wasser) oder Magermilch (2 ml je 1 l Wasser).
° Lösung gut durchmischen und ca. 10 Minuten stehen lassen, damit sich Wasser und Milchpulver gut auflösen und gleichmäßig verteilen.
° In der Zwischenzeit die benötigte Anzahl an Impfdosen in kleinerer Menge (0,5-1 l) sauberen kalten Wasser auflösen, danach Impfstofflösung zur vorbereiteten Gesamtwassermenge hinzufügen, gut durchmischen und auf die bereitgestellten Tränken verteilen.
° Nachdem die Impfstofflösung von den Tieren aufgenommen wurde (spätestens nach 3 Stunden), evt. noch vorhandene Impfstoffreste unschädlich beseitigen und die Tränken wieder mit sauberen kaltem Trinkwasser befüllen.
Generell sind die Hinweise in der Gebrauchsanweisung des Impfstoffherstellers zu beachten.
Die Vorteile der Trinkwasserimpfung sind die Zeitersparnis durch die gleichzeitige Impfung einer größeren Anzahl von Tieren, die kostengünstige Verabreichungsmethode und der mögliche Einsatz von Lebend-impfstoffen. Nachteile sind die teilweise relativ kurzen Impfintervalle (Wiederholungsimpfungen z.B. bei ND alle 12 Wochen bei normalen Infektionsdruck) und die Unsicherheit, dass nicht alle Tiere während der Impfstoffverabreichung tatsächlich Impfstoff aufnehmen.
Als Gründe für eine unzureichende Wirksamkeit einer Impfung über das Trinkwasser kommen folgende Möglichkeiten in Betracht:
° Impfung bei bereits erkrankten oder in der Inkubation befindlicher Tiere
° Unsachgemäßer Transport oder Lagerung des Impfstoffes
° Falsche Impfstoffmenge für die Anzahl der zu impfenden Tiere
° Falsch berechnete Wassermenge für die Anzahl der zu impfenden Tiere
° Unzureichende Anzahl an Tränken während der Impfung
° Reinigungs-, Desinfektions- oder Arzneimittelrückstände in den Tränken
° Unsauberes oder veralgtes Tränkensystem
° Zu kurzes oder zu langes Dursten lassen der Tiere vor der Impfung
° Längere Lagerung der gebrauchsfertigen Impfstofflösung
Bei der Wahl der geeigneten Applikationsform für einen Impfstoff sollte deshalb immer geprüft werden, ob nicht auch alternative Verfahren wie Sprayimpfung, Augen- oder Nasentropfimpfung oder Injektions-impfungen für die entsprechende Indikation geeignet. Diese Methoden haben gegenüber dem Verfahren über das Trinkwassergewisse Vorteile, wie sichere und exakte Verabreichung der jeweiligen Impfdosis an das Einzeltier, gute Ausbildung von lokalem Schutz an den Eintrittspforten (Auge, Nase) der Erreger, aber auch Nachteile wie das zeit- und arbeitsaufwendige Einfangen aller Einzeltiere und Stress durch die Manipulation am Tier selbst. In Absprache mit dem betreuenden Tierarzt sollte für jede Impfung die im jeweiligen Bestand - in Abhängigkeit von Tierart, Rasse, Bestandsgröße, Alter und jeweiliger Krankheit, gegen die geimpft werden soll - am besten geeignete Impfmethode ausgewählt werden, damit die Tiere den besten Schutz erhalten.
Quelle: Geflügelzeitung