Unsere Tauben gehören zu den Nesthockern und verbringen den ersten Abschnitt ihres Lebens im Nest. Sie sind bei der Versorgung von Nahrung und Wärme auf ihre Eltern angewiesen. Darum liegt der Grundstein einer guten Entwicklung schon in den ersten Lebenswochen bei den Elterntieren, dem Zuchtpaar.
Das die Rassemerkmale bei uns im Vordergrund stehen, ist selbstverständlich- wir sind ja Rassetaubenzüchter. Die Zusammenführung der Zuchttiere soll den Nachwuchs wieder ein Stückchen dem gesetzten Ziel näher gebracht werden. Das alles macht unser Hobby, die Zucht für uns so interessant. Aber Voraussetzungen bei den Eltern sind, abgesehen von den rassebedingten Vererbungsmerkmalen, auch Vitalität und Lebenskraft. Wichtig vor allem, was unserem Nachwuchs in der ersten Zeit zugute kommt, ist ein gutes Nestverhalten. Darunter verstehen wir, dass Tauben ihre Jungen im Nest gut und je nach Temperatur lange decken und vor allem die Fütterung zufriedenstellend ist. Wer über Jahre das abweichend Verhalten mancher Tauben im Zuchtbuch festhält, wird wissen, dass sich diese negativen Eigenschaften über Generationen halten können. Damit die zu schnelle Brutfolge übers Futter noch einigermassen zu regulieren ist, wissen wir. Da wir aber mehrere Zuchtpaare der selben Rasse im Schlag haben, erkennen wir schon bald die Abweichungen, die nicht wünschenswert sind.
Damit die guten Eigenschaften des Bestandes auch zum Tragen kommen, muss natürlich das gesamte Umfeld stimmen, d.h. auf die Rasse zugeschnitten sein. Rassegerechte Nistzellen, die je nach Bauweise in der Grösse und Abstand ein eigenes Revier zulassen. Das sich keine abgesetzten Jungtauben oder alleinstehende Tauben im Zuchtschlag befinden, dürfte selbstverständlich sein. Ein alleinstehender Täuber ist in der Schlaggemeinschaft immer dominant.
Da von unseren Tauben während der Zucht viel abverlangt wird, muss die Fütterung sehr gehaltvoll sein. Gehaltvolles Futter heisst aber nicht volle Futterrinnen oder Standfutter. Wenn es irgendwie möglich ist, Tauben lieber täglich mehrmas knapp füttern. Überfütterte Tauben versorgen ihre Jungen schlecht. Täglich frisches Trinkwasser muss sein.
Das Gewicht eines geschlüpften Taubenkükens einer mittleren Taubenrasse beträgt ca. 18 Gramm und wird sich bis zum Absetzen der Jungtaube in der vierten Woche auf das 20fache erhöhen. Um diese doch sehr schnelle Entwicklung durchstehen zu können, ist eine optimale Versorgung durch die Alttiere unumgänglich. Etwa 10 Stunden nach dem Schlupf beginnen die Eltern ihre Küken mit Kropfmilch zu versorgen. Die Kropfmilchfütterung ist an keine bestimmte Fütterungszeit gebunden. Die Kropfmilch ist sehr nährreich und hat eine Zusammensetzung von 76,75% Wasser, 13,34% Eiweiss, 7,95% Fette, 1,25% Asche und einen hohen Anteil an Vitamin A und D. Nach den ersten 10 Tagen bildet sich die Kropfmilch langsam zurück und es werden immer mehr im Kropf vorgeweichte Körner gefüttert. Daher ist eine eiweissreiche Fütterung der Zuchtpaare von besonderer Bedeutung. Nach der dritten Lebenswoche werden über den Kropf nur noch Körner gefüttert. Das Hungergefühl veranlasst die Taubenküken, Körner die sie erreichen können zu picken. Das veranlasst sie oft , zu früh die Zelle zu verlassen- eine Zellenfütterung verschafft Abhilfe.
Eine Kontrolle der Gelege und Jungtauben mehrmals täglich ist zu empfehlen, am besten immer kurz nach der Fütterung. Fällt ein Taubenküken beim Füttern aus der Nistschale, ist es in der kalten Jahreszeit schnell erfroren. Tauben können ihre Jungen nur füttern, wenn sie das Köpfchen noch heben können. Sind sie schon unterkühlt und fühlen sich kalt an, aufwärmen und wieder dazulegen. Bei früh erkennbaren Unregelmässigkeiten bei der Entwicklung der Jungtauben kann mancher Schaden vermieden werden.
Macht unser Nachwuchs die ersten Steh- oder Gehversuche, ist es wichtig, eine rauhe Nistschalenoberfläche und die richtige Einstreu anzubieten, um die so genannten Grätschbeine zu vermeiden. Dies ist bei täglicher Kontrolle leicht zu erkennen, wenn ein Beinchen seitlich weggestreckt wird. Wird es im Anfangsstadium erkannt, kann Abhilfe geschaffen werden. Bei schweren Rassen haben wir mit den krummen Brustbein zu tun. Diese Deformierung kann verschiedene Ursachen haben und muss nicht unbedingt vererblich sein. Oft liegt es an der falschen Unterlage oder Einstreu. Bei schweren Rassen empfehlen sich immer grössere Schüsseln oder Rahmen, die das Nest zusammenhalten.
Entdecken wir Entwicklungsstörungen, langsames Wachstum der Jungtaube gegenüber des Geschwisters, ist eine Ursache zu ergründen. Oft liegt es nur an der Fütterung (wer mehr bettelt, bekommt mehr ab). Entfernen sie kurz das grössere Küken und setzen es nach der Fütterung wieder dazu. Oft holt es schon nach ein paar Tagen sichtlich auf.
Je nach Rasse wird ab Ende der ersten Lebenswoche beringt. Bei belatschten Tauben ist es üblich, den Bundesring über das Gelenk zu streifen, um eine Lücke in der Fussbefiederung zu vermeiden. Eine Kontrolle ist aber nötig, um den Ring wieder rechtzeitig über das Gelenk zu bekommen. Wurde das Beringen der Jungtauben übersehen (es sind nur wenige Tage), sollte man es nicht mit Gewalt versuchen.